Die Kraft der Emotionen
15.11.2021
In der vergangenen Woche durfte ich einen Präsenzevent im Rahmen einer Leadership Journey begleiten. Die Gruppe war, C & Co sowie dem aktuellen Hybrid-Trend folgend seit geraumer Zeit auf einer bisher virtuellen Learning Journey unterwegs. Jetzt stand ein „Echttag“ an. Und der machte eines, eigentlich nur eines deutlich: Die Bedeutung von physischen Begegnungen für die so bedeutsame eigene emotionale Balance und Hygiene. Die Kraft der Emotionen.
Remote, ja aber …
Die bisherigen Touchpoint der Remote Learning Session waren doch klasse. Sie waren interaktiv gestaltet und boten selbstverständlich Break Out Sessions zu einem vertiefenden Austausch. Energizer und viele Übungen adressierten die Aufmerksamkeit und sorgten für erlebnisorientierte Lernerfahrungen. Die Ergänzung der Workshops um Pre- und Follow-up Tasks und die Reflexion der Ergebnisse in Peer Groups rundeten den New Learning Ansatz idealtypisch ab. Den Themen fehlte es nicht an Attraktivität: „Führungspersönlichkeit“, „Leading Self“ und „Leading People“. Offensichtlich war eigentlich alles geboten, was heute für erfolgreiches Lernen im virtuellen Raum als sinnvoll erachtet wird. Eigentlich. Unterschätzt wurde offenbar: Die Kraft der Emotionen.
Präsenz ist mehr als Virtuell
Wie sich letzte Woche dann zeigte, fehlte trotz aller Didaktik und Vielfalt etwas Wesentliches: Das emotionale Erleben, das nur die Präsenz ermöglicht.
Dies wurde sofort deutlich. Schon die erste Begegnung war anders als im virtuellen Raum. Herzlicher, offener und lebendiger. Alle Beteiligten waren da und nur mit dem Jetzt und Hier beschäftigt.
Auch die Übungen hatten eine spürbar andere Qualität. Es entstand Dialog und Austausch anstatt der Benennung einzelner Standpunkte. Manches, was Remote bereits besprochen wurde, erschien in kürzester Zeit in einem anderen Bedeutungsraum.
Besonders deutlich wurde die Kraft der Emotionen jedoch, als ein(e) Teilnehmer*in am Nachmittag genügend Kraft gesammelt hatte. Sie/Er öffnete sich mit ihren/seinen Pains and Needs und den ganzen während des Lock Down angestauten Emotionen. Die in der Gruppe an diesem „Echttag“ erlebte Verbundenheit und Nähe erlaubte es ihr/ihm das zu zeigen, was sie/ihn wirklich bewegt.
Das war für sie/ihn eine unglaubliche Erleichterung und für das Team ein besonderes Geschenk. Die Kultur in dieser Gruppe wurde binnen kürzester Zeit um die Möglichkeit bereichert, Emotionen einbringen zu können. Das führte zu einem Shift an Verbundenheit. Und gab ein besonderes Beispiel, was eine(n) Leader heute ausmacht.
Emotionen light im zwei-dimensionalen Raum
Was war da jetzt eigentlich genau anders als im virtuellen Raum?
Es scheint fast so, als würde der Echtraum 3-D-Emotionen ermöglichen. D.h. Gefühle können intensiver wahrgenommen bzw. erlebt werden und damit einen hervorragenden Beitrag zu einer Lösungsfindung leisten.
Im virtuellen Raum hingegen haben wir es mit einer Art 2-D-Emotionen zu tun. Wir können hier gut von außen einwirken und z.B. begeistern oder über mögliche Emotionen sprechen. Vielleicht auch Freude oder Frust erleben. Aber es bleibt auf einer „platten“ Ebene, es bleibt bei einzelnen Teilen.
Den physischen Raum könnte man so beschreiben, wie „das Ganze ist mehr als die Summe der Teile“. Ein idealer Platz die Kraft der Emotionen wirksam werden zu lassen.
Präsenz ist unersetzlich
So sehr ich, wir bei TCJG inzwischen die hybriden Formate schätzen und intensiv auf entsprechende Learning Journeys setzen, diese Erfahrung machte mir deutlich: Präsenz ist ein magischer Raum auf den wir nicht verzichten dürfen, wenn wir von nachhaltigem Learning & Development sprechen.
Auch virtuelle Sessions haben besondere Möglichkeiten, die wir nicht missen sollten.
Es macht die gute Mischung. Das war ja klar. Jetzt aber werden wir sicher bewusst wieder eine Prise mehr Präsenz in unsere Journeys einstreuen. Und sie noch aktiver nutzen: die Kraft der Emotionen.
Dieser Case wurde verfasst von:
Eva-Maria Danzer